trugschluss: Animalia

Im Jahr 2024 wird trugschluss e.V. als Plattform und Kollektiv für Extrempositionen der Gegenwartsmusik bereits in seinem zehnten Jahr bestehen. 2014 in Marburg gegründet, an einem damals für die Neue Musik blinden Fleck, und als studentische Initiative motiviert, ein neugieriges junges Publikum mit ästhetisch eigenwilligen und bisweilen herausfordernden künstlerischen Positionen zu konfrontieren – aber niemals akademisch, sondern immer spielerisch und nahezu persönlich-intim. Seit dem Standortwechsel im Jahr 2017 bereichert das neu formierte trugschluss-Kollektiv das Münchner Kulturangebot um weitere Facetten.

Mit dem dänischen Komponisten Simon Løffler und dem britischen Composer-Performer Andy Ingamells featured trugschluss zwei sehr spezielle kompositorische Positionen. Der Titel ANIMALIA setzt eine Klammer um die beiden Konzertprojekte: Løffler studiert in seiner jüngsten Werkreihe tierische Verhaltensweisen, tritt selbst als Schwan auf und lässt die Performerin Ane Marthe Sørlien Holen mit klingenden, elefantenlangen Wimpernextensionen und Fuchskopf-Handpuppen agieren. Ingamells fordert das Publikum in seinem Performancestück Petting Zoo dazu auf, die Hände der spielenden Musikerinnen und Musiker zu berühren. Der Tierbezug – wenngleich nicht alle Stücke ihn aufweisen – zeugt hier auf unterschiedliche Weise von einer extremen Körperlichkeit, von ungezähmter Intuition und Direktheit, einer Lebendigkeit der Aufführungssituation, die ohne komplexe Sinnkonstruktionen und erklärende Worte auskommt. Und sofern flauschige, niedliche Tiere ins Spiel kommen, wir der Akt des Berührens in der Konzertsituation plötzlich relevant und macht Musik auch haptisch-taktil erfahrbar.